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Unsere Gegner

Unsere Gegner (7): Waldhof Mannheim

Bayreuth gegen Mannheim – ein Aufeinandertreffen, das man mit Fug und Recht als Traditionsduell bezeichnen kann. Und die Historie spricht klar für die Altstadt!

Neue Liga, neue Gegner! Bald geht das Abenteuer für uns los. Allein aus Eigennutz werde ich in den kommenden Wochen jedes der 19 Teams, auf die wir treffen werden, mal genauer unter die Lupe nehmen und ein paar Zeilen dazu schreiben. Bis zum Saisonstart werde ich sicherlich nicht mit allen durch sein, aber um zumindest schon auf die ersten Gegner vorbereitet zu sein, gehe ich die Liga anhand unseres Spielplans durch.

Der nächste Traditionsklub! Nach Osnabrück, Zwickau und Essen geht es für die Altstadt am 7. Spieltag zum SV . Bei so einem Namen muss man einfach mit der Zunge schnalzen, immerhin denkt man an das schöne Carl-Benz-Stadion, an Bundesliga-Fußball in den 1980er Jahre und an Chio-Chips!

Steckbrief

  • Vollständiger Vereinsname: SV Waldhof Mannheim[1]Der Verein startete in den 1970er Jahren als Chio Waldhof. Chio-Gründer Carlo von Opel war von 1974 bis 1978 Präsident des Vereins. Fun Fact: CHIO steht für Carlo, Heinz und Irmgard von Opel. … Weiterlesen
  • Vereinsgründung: 1907[2]Auch der Waldhof hat den Profibetrieb in eine GmbH ausgegliedert. Hauptgesellschafter mit 97 Prozent ist die Neun10hundert07 GmbH. Auf so einen Namen muss man erst mal kommen – und auch beim … Weiterlesen
  • Stadion: Carl-Benz-Stadion[3]Als Laie denke ich, dass das Stadion ein kleines Schmuckstück ist und alles bietet, was man als ambitionierter Drittligist braucht. Aber kürzlich wurde bekannt, dass für die Sanierung für die 3. … Weiterlesen
  • Entfernung: 310 km (ca. 3h 15min)
  • Unser Gegner am: 7. Spieltag
  • Trainer: Christian Neidhart
  • In der 3. Liga seit: 2019
  • Letzte Saison: 5. Platz
  • Höchste Liga: Bundesliga (zuletzt 1989/90)

Was es zum Verein zu wissen gibt

Wie schon Rot-Weiss Essen haftete Waldhof Mannheim bis vor kurzem das Image das „abgestürzten Traditionsklubs“ an. Denn nachdem man 2003 aus der 2. Bundesliga abgestiegen war – zwei Jahre zuvor hatte der Klub noch den Bundesliga-Aufstieg um einen Punkt verfehlt (zur Abschlusstabelle 2000/01) -, musste der Verein direkt in die viertklassige Oberliga. Klar: Die Finanzen waren das Problem. Die Rückkehr in die Regionalliga dauerte fünf Jahre und konnte auch nur realisiert werden, weil Dietmar Hopp zwischenzeitlich 500.000 Euro zuschoss. Und auch die Regionalliga war mittlerweile nur noch viertklassig, da 2008 bekanntermaßen die 3. Liga eingeführt wurde.

2010/11 war der Verein dann sogar fünftklassig – aber auch nur für ein Jahr. Dort stellte man nebenbei nebenbei einen Zuschauerrekord auf: Das entscheidende Spiel um die Meisterschaft gegen Illertissen[4]Illertissen wechselte erst 2012 in den bayerischen Landesverband, zuvor hatte man in Baden-Württemberg gespielt sahen 18.313 Zuschauer, was bis heute der Spitzenwert für ein Fünftligaspiel ist. Es folgten acht Jahre in der Regionalliga, 2019 gelang endlich der lang ersehnte Aufstieg in die 3. Liga und damit die Rückkehr in den Profifußball. Und lang ersehnt trifft es ziemlich gut: Dreimal in Folge war der SV Waldhof nämlich in den Relegationsspielen gescheitert.[5]2015/16 gegen Sportfreunde Lotte, 2016/17 gegen den SV Meppen und 2017/18 gegen den KFC Uerdingen – das Aus gegen Uerdingen verlief recht unrühmlich, da nach 0:1-Niederlage im Hinspiel das … Weiterlesen

Seit drei Jahren ist der SV Waldhof also wieder dort, wo er hingehört. Von 1972 bis 2003 hatten die Mannheimer schließlich – eine zweijährige Unterbrechung ausgenommen – durchgehend im Profifußball gespielt, unter dem legendären Trainer Klaus Schlappner sogar sieben Jahre in der Bundesliga.[6]Sechs davon spielte man aber gar nicht in Mannheim, sondern im direkt angrenzenden Ludwigshafen – und damit in einem anderen Bundesland, nämlich Rheinland-Pfalz, der Heimat des verfeindeten FCK Und das fast ausschließlich mit Eigengewächsen: Zahlreiche Nationalspieler wie Bernd und Karlheinz Förster, Maurizio Gaudino, Jürgen Kohler oder Christian Wörns entsprangen dem Waldhof-Nachwuchs.

Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Mannheimer nach Höherem streben: In den ersten drei Drittliga-Jahren verbesserte man sich nämlich kontinuierlich, wurde erst Neunter, dann Achter und im vergangenen Jahr sogar Fünfter. Gut möglich, dass man in dieser Saison insgeheim auf einen der ersten drei Plätze schielt. 20 Jahre ist die letzte Zweitliga-Saison her. Wird also Zeit! ?

Das macht den Verein besonders

Vielleicht macht es nicht unbedingt den Verein an sich besonders, definitiv aber das Duell mit der Altstadt. Geschäftsführer beim SV Waldhof ist seit seit mittlerweile sechs Jahren nämlich Markus Kompp. Ja, genau der Markus Kompp, der diesen Posten von 2010 bis 2012 auch bei der Altstadt innehatte.

39 Jahre ist Markus heute. Will heißen: Er hat das Amt bei der Altstadt im Alter von nur 28 Jahren angetreten. Respekt! Dazu kam, dass er den Verein[7]Damals gab es die Spielbetriebs-GmbH ja noch nicht. Markus war, wenn ich mich recht erinnere, auch kein Freund der Ausgliederung – zumindest damals nicht. in keiner leichten Situation übernahm; bei der Zahlenkombination 2010/11 stellen sich vielen Fans sicherlich die Nackenhaare auf.[8]Eine von vielen Erklärungen dafür gibt es hier Er hat während seiner Zeit bei der Altstadt sicherlich ein wenig Lehrgeld gezahlt, das darf man in dem Alter ja auch. Seine Vita liest sich aber wirklich beeindruckend: Von der Altstadt ging es zum BSV Rehden, anschließend war er Vorstandsvorsitzender bei Hansa Rostock und seit 2016 ist er eben bei Waldhof Mannheim. Respekt![9]Ein weiterer Glanzpunkt seiner Karriere war sicherlich die Kerwa 2012 auf der Jakobshöhe. Mit DJ Freaky Chicken – das weiß ich noch genau, weil ich das beim „Kerwaspiel“ in … Weiterlesen

Ich freue mich jedenfalls auf das Wiedersehen mit Markus!

Wen man aus dem Kader kennt

Marco Höger spielte fünf Jahre beim FC Schalke, als der noch erfolgreich war und Champions League spielte. Daran schlossen sich fünf Jahre beim 1. FC Köln an, für den er ebenfalls zahlreiche Einsätze in Bundesliga und zweiter Liga und sogar der Europa League sammelte. Insgesamt bringt es der gebürtige Kölner auf 159 Erstliga-Spiele sowie 13 Spiele in Europa League und 15 Spiele in der Champions League. Und natürlich 34 Einsätze für Waldhof Mannheim in der 3. Liga aus der vergangenen Saison, wo er wenig überraschend direkt zum Stamm gehörte.

Zwar keine Champions League, dafür aber beeindruckende 213 Mal in der 3. Liga und 224 Mal in der 2. Bundesliga spielte Marc Schnatterer. Er war 13 Jahre lang der Kopf beim 1. FC Heidenheim, den er zusammen mit Trainer Frank Schmidt von der Regionalliga beinahe in die Bundesliga führte.[10]2020 scheiterte er mit dem FCH in der Relegation haarscharf an Werder Bremen Er spielt ebenfalls seit der vergangenen Saison im Waldhof und brachte es im zarten Alter von mittlerweile 36 Jahren auf beeindruckende elf Tore in 37 Einsätzen.

Marco Höger und Marc Schnatterer – zwei Namen, die definitiv Respekt einflößen!

Bisherige Duelle gegen die Altstadt

Bilanz im Statistikarchiv des Altstadt-Kult

Mit 24 Duellen ist Waldhof Mannheim nach den Löwen der Verein, gegen den unsere Altstadt am häufigsten gespielt hat. Umso erstaunlicher ist dabei, dass das letzte Duell schon 40 Jahre zurückliegt (im April 1982). Das erste Aufeinandertreffen gab es sogar schon vor über 60 Jahren, nämlich in der Saison 1959/60, als Fritz Semmelmann, Jumbo Zeitler und Co. gerade in die 2. Oberliga aufgestiegen waren.[11]Der SV Waldhof wurde 1959/60 Meister und stieg in die Oberliga auf – mit nur fünf Punkten mehr als die gerade aufgestiegenen Altstädter.

In den 1970er Jahren spielte man fast immer in derselben Liga, und fast immer kam der Sieger aus Bayreuth: Von den 16 Partien von 1970 bis 1979 konnte die Altstadt zwölf Partien gewinnen (je zwei Remis und zwei Niederlagen). Der SV Waldhof war also irgendwie schon immer ein Lieblingsgegner, gerade zu Hause (8-2-2).[12]Schönes Altstadt-Waldhof-Trivia-Wissen: Beim Durchklicken der Spiele fiel mir eine Partie aus dem Jahr 1979 auf, genauer gesagt das Mannheimer Tor zum 2:2 (Die Altstadt gewann mit 3:2). Das erzielte … Weiterlesen[13]Und noch ein ehemaliger Bayreuther machte Karriere beim SV Waldhof: Wolfgang Böhni, von 1972 bis 1974 im SpVgg-Dress, wechselte aus Bayreuth nach Mannheim und absolvierte dort 330 Spiele.

Fazit

Bayreuth gegen Mannheim, das riecht nach dem Fußball der 1970er Jahre und damit nach den großen Zeiten des Bayreuther Fußballs. Herrlich, dass es dieses Duell nach 40 Jahren nun endlich wieder gibt! Auch das werden wieder zwei tolle Spiele vor sicherlich vielen Zuschauern. Lechz! ?

Fußnoten

Fußnoten
1 Der Verein startete in den 1970er Jahren als Chio Waldhof. Chio-Gründer Carlo von Opel war von 1974 bis 1978 Präsident des Vereins. Fun Fact: CHIO steht für Carlo, Heinz und Irmgard von Opel. #UnnützesWissen
2 Auch der Waldhof hat den Profibetrieb in eine GmbH ausgegliedert. Hauptgesellschafter mit 97 Prozent ist die Neun10hundert07 GmbH. Auf so einen Namen muss man erst mal kommen – und auch beim drittmaligen Durchlesen ergibt er für mich irgendwie keinen Sinn – mit ausgeschriebenen Zahlen heißt das für mich 91010007. Häh?
3 Als Laie denke ich, dass das Stadion ein kleines Schmuckstück ist und alles bietet, was man als ambitionierter Drittligist braucht. Aber kürzlich wurde bekannt, dass für die Sanierung für die 3. Liga 22 Millionen Euro benötigt werden, für die Zweitligatauglichkeit sind es sogar 61 Millionen Euro. Das sind ja sogar für Bayreuther Verhältnisse Mondzahlen – vor allem wenn man bedenkt, dass 2008 die TSG Hoffenheim eine ganze Bundesliga-Hinrunde dort spielte.
4 Illertissen wechselte erst 2012 in den bayerischen Landesverband, zuvor hatte man in Baden-Württemberg gespielt
5 2015/16 gegen Sportfreunde Lotte, 2016/17 gegen den SV Meppen und 2017/18 gegen den KFC Uerdingen – das Aus gegen Uerdingen verlief recht unrühmlich, da nach 0:1-Niederlage im Hinspiel das Rückspiel wegen Ausschreitungen beim Stand von 1:2 in der 82. Minute abgebrochen wurde
6 Sechs davon spielte man aber gar nicht in Mannheim, sondern im direkt angrenzenden Ludwigshafen – und damit in einem anderen Bundesland, nämlich Rheinland-Pfalz, der Heimat des verfeindeten FCK
7 Damals gab es die Spielbetriebs-GmbH ja noch nicht. Markus war, wenn ich mich recht erinnere, auch kein Freund der Ausgliederung – zumindest damals nicht.
8 Eine von vielen Erklärungen dafür gibt es hier
9 Ein weiterer Glanzpunkt seiner Karriere war sicherlich die Kerwa 2012 auf der Jakobshöhe. Mit DJ Freaky Chicken – das weiß ich noch genau, weil ich das beim „Kerwaspiel“ in Weismain, ein 3:1 gegen Selbitz, als Stadionsprecher durchgesagt habe. Die Veranstaltung war ähnlich mitreißend wie das Kerwaspiel vor 303 Zuschauern ?
10 2020 scheiterte er mit dem FCH in der Relegation haarscharf an Werder Bremen
11 Der SV Waldhof wurde 1959/60 Meister und stieg in die Oberliga auf – mit nur fünf Punkten mehr als die gerade aufgestiegenen Altstädter.
12 Schönes Altstadt-Waldhof-Trivia-Wissen: Beim Durchklicken der Spiele fiel mir eine Partie aus dem Jahr 1979 auf, genauer gesagt das Mannheimer Tor zum 2:2 (Die Altstadt gewann mit 3:2). Das erzielte nämlich ein gewisser „Pradt“ per Foulelfmeter. Da klingelte es bei mir – und tatsächlich hatte jener Walter Pradt von 1971 bis 1973 schon bei der Altstadt gespielt, von wo aus er nach Mannheim wechselte. Dort stand er 303 Mal auf dem Feld und war zeitweise auch der etatmäßige Elfmeterschütze. Warum das kurios ist? Pradt war Torwart und damit quasi der Vorläufer von Jörg Butt. In der Saison 1979/80 erzielte er acht Tore per Elfmeter und war damit zweitbester Schütze des Teams.
13 Und noch ein ehemaliger Bayreuther machte Karriere beim SV Waldhof: Wolfgang Böhni, von 1972 bis 1974 im SpVgg-Dress, wechselte aus Bayreuth nach Mannheim und absolvierte dort 330 Spiele.

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