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Unsere Gegner

Unsere Gegner (6): Rot-Weiss Essen

Der Klub, auf den ganz Fußball-Deutschland gewartet hat! Am sechsten Spieltag haben wir RWE zu Gast – ein Schwergewicht in mehrfacher Hinsicht.

Neue Liga, neue Gegner! Bald geht das Abenteuer 3. Liga für uns los. Allein aus Eigennutz werde ich in den kommenden Wochen jedes der 19 Teams, auf die wir treffen werden, mal genauer unter die Lupe nehmen und ein paar Zeilen dazu schreiben. Bis zum Saisonstart werde ich sicherlich nicht mit allen durch sein, aber um zumindest schon auf die ersten Gegner vorbereitet zu sein, gehe ich die Liga anhand unseres Spielplans durch.

Da ist er: der Klub, auf den ganz Fußball-Deutschland gewartet hat! Gefühlt jeder Traditionalist hat am letzten Spieltag der Regionalliga-West-Saison den Essenern die Daumen gedrückt, damit sie die Rückkehr in den Profi-Fußball packen.[1]Bitter natürlich für Preußen Münster, das im Aufstiegsrennen die Rolle des ungeliebten Stiefsohns innehatte. Dabei hat Preußen als Bundesliga-Gründungsmitglied ebenfalls viel Vergangenheit … Weiterlesen Mit stieg gemeinsam mit uns ein Verein in die 3. Liga auf, der bislang immer das Vorzeigebeispiel in der Serie der „abgestürzten Traditionsvereine“ war. Am sechsten Spieltag ist RWE zu Gast im HaWaWi. Wir dürfen uns freuen auf einen kultigen Verein mit großer Tradition – und sicherlich einer großen Schar an Gästefans.

Steckbrief

  • Vollständiger Vereinsname: Rot-Weiss Essen[2]Dass der Verein seit der Gründung einen Rechtschreibfehler im Namen hat (es müsste „Rot-Weiß“ heissen heißen), hat offenbar niemanden gekümmert.[3]RWE ist damit vermutlich ein Trendsetter, denn auch Rot Weiss Ahlen hat auf das scharfe S verzichtet. Dafür haben sie die Farben nicht gekoppelt, vermutlich um dem Plagiatsvorwurf zu entgehen. … Weiterlesen
  • Vereinsgründung: 1907[4]Gegründet wurde der Verein als SV Vogelheim durch Fusion der Vereine „SC Preußen“ und „Deutsche Eiche“ (!). Seit 1923 trägt der Verein den heutigen Namen, den er mit der … Weiterlesen)
  • Stadion: Stadion an der Hafenstraße (20.352 Plätze)
  • Entfernung: 500 km (ca. 5h 15min)
  • Unser Gegner am: 6. Spieltag
  • Trainer: Christoph Dabrowski
  • In der 3. Liga seit: 2022
  • Letzte Saison: 10. Platz
  • Höchste Liga: Bundesliga (zuletzt 1976/77)

Was es zum Verein zu wissen gibt

Tja, wo fängt man an, wo hört man auf? Die Klubs der 3. Liga haben wahnsinnig viel zu bieten, aber wenige verfügen über eine so bewegte Geschichte wie die Essener. Mithalten können da eigentlich nur die Münchner Löwen – beide Vereine geben so viel her, dass ich eine fünfteilige Serie daraus schreiben könnte.

Beginnen wir bei den Persönlichkeiten: Dem Verein entsprangen Legenden wie dem „Boss“ Helmut Rahn, Willi „Ente“ Lippens[5]Eine Kultfigur aus den 1960er und 1970er Jahren. In keinem Fußball-Abreißkalender darf sein Spruch „Ich danke Sie“ fehlen, mit dem er die Aussage des Schiedsrichters „Ich verwarne … Weiterlesen, Frank Mill, Manni Burgsmüller oder Horst Hrubesch. Alles Größen der 1970er Jahre oder früher, gleichbedeutend mit den Glanzzeiten des Klubs: Mit Rahn wurde RWE 1955 sogar Deutscher Meister[6]Weil ich eben Sechzig erwähnt habe: Die Löwen sind neben Essen der einzige Klub, der schon Deutscher Meister wurde (Die Ost-Klubs ausgenommen und spielte zwischen 1966 und 1977 insgesamt sieben Jahre in der Bundesliga.

Bis 1991 gehörte der Klub zum Stamm der 2. Bundesliga, in die man später noch viermal zurückkehren konnte – aber gleich wieder abstieg (zuletzt 2006/07), 1994 stand man zudem im Pokalfinale (1:3 gegen Wrder Bremen). Und danach? Fristete der Klub ein aus Essener Sicht eher tristes Dasein in der erst dritt-, dann viertklassigen Regionalliga, wahlweise als „schlafender Riese“ oder eben als „abgestürzter Traditionsverein“.

Und natürlich dürfen bei so einem Klub die finanziellen Probleme nicht fehlen.[7]Außer bei Ingolstadt und Wehen-Wiesbaden hatte die mit Sicherheit jeder Klub aus der 3. Liga schon. 1991 erhielt der Klub keine Lizenz für die 2. Bundesliga und musste deshalb in die Oberliga absteigen.[8]Schon im Vorjahr hatte man die Lizenz erst sehr spät erhalten – zum Leidwesen übrigens unserer Altstadt, die schon in den beiden Vorjahren am grünen Tisch den Klassenerhalt geschafft hatte … Weiterlesen 2010 wurde ein Insolvenzantrag gestellt, weil zwei Millionen Euro für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs fehlten – damit einher ging der Absturz in die fünfte Liga. Doch der Verein wurde saniert, der Insolvenzantrag zurückgenommen. Und jetzt, zwölf Jahre später, spielt der Klub wieder auf nationaler Bühne. Lange hat’s gedauert, doch Fußball-Deutschland freut sich!

Das macht den Verein besonders

Das eben erwähnte „triste Dasein in der Regionalliga“ bedeutet in Essen: 8.000 Zuschauer.[9]Vergleiche verbieten sich eigentlich, denn Essen ist eine klassische Fußball-Stadt mit fast 600.000 Einwohnern. Trotzdem: Es gab Jahre, in denen wir in einer gesamten Saison nicht viel mehr … Weiterlesen Selbst in der fünftklassigen NRW-Liga kamen im Schnitt über 6.000 Zuschauer ins Stadion an der Hafenstraße. Ohne Zweifel: Die Fanbasis ist das große Pfund des Vereins.

Aber ab und an auch Problem. Ein Essener Anhänger dürfte sich ganz besonders darüber gefreut haben, dass sein Klub Preußen Münster auf den letzten Metern doch noch eingeholt hat: der Vollidiot nämlich, der beim direkten Aufeinandertreffen mit Münster jenen Böller geworfen hat, der zum Abbruch der Partie und der Wertung zugunsten der Münsteraner geführt hat.[10]Es überrascht aber nicht, dass unter 8.000 Fans auch ein paar Idioten sind.

Vielleicht deshalb umso mehr hat der Aufstieg eine große Euphorie in der 600.000-Einwohner-Stadt ausgelöst. Vermutlich knapp 8.000 9.200 Dauerkarten wird der Verein bis zum Ligastart verkaufen – und das als Aufsteiger! Ganz egal, wo der Verein am Ende in der Tabelle landet, in der Zuschauertabelle werden nicht viele Konkurrenten vor ihm stehen.[11]Den besten Schnitt hatten in der vergangenen Saison Magdeburg und Kaiserslautern mit jeweils knapp 16.600 Zuschauern pro Partie, abgesehen davon knackte kein Verein im Schnitt die 10.000er-Marke … Weiterlesen[12]Nochmal Sechzig: Die Löwen haben knapp 10.000 Dauerkarten verkauft und sind damit der einzige Verein, mit dem RWE in dieser Rubrik konkurriert

Wen man aus dem Kader kennt

Die ganz großen Neuzugänge sucht man bei RWE vergebens – wie auch die Altstadt scheint der West-Meister seiner eingespielten Mannschaft zu vertrauen.

Und der beinhaltet nicht ganz so viele Namen, die über die Grenzen der Regionalliga West hinaus über große Bekanntheit verfügen. Einzig Felix Bastians, der für den SC Freiburg, Hertha BSC und den VfL Bochum 116 Mal in der 1. und 92 Mal in der 2. Bundesliga auflief, hatte ich direkt als früheren Bundesliga-Kicker auf dem Schirm. Thomas Eisfeld stand immerhin 116 Mal in der 2. Bundesliga auf dem Rasen. Und mit Jakob Golz (Sohn von Richard Golz) und Niklas Tarnat (Sohn von Michael Tarnat) gibt es zwei Kicker mit großem Namen.

Eine ganz interessante Personalie ist Simon Engelmann, der in 307 Spielen in der Regionalliga West beeindruckende 166 Tore erzielt hat. Mit seinen 33 Jahren hat er aber noch keine einzige Partie in der 3. Liga absolviert – wie viele seiner Mannschaftskameraden.

Eine Wundertüte also!

Bisherige Duelle gegen die Altstadt

Bilanz im Statistikarchiv des Altstadt-Kult

Keine sonderlich gute Bilanz: In den vier Spielzeiten, die man gemeinsam in der 2. Bundesliga spielte, konnte die Altstadt nur zwei der acht Vergleiche für sich entscheiden. Erstaunlich dabei: In den 1980er Jahren waren es immer nur um die 4.000 Fans, die ins Georg-Melches-Stadion kamen. Das werden in der kommenden Saison definitiv mehr!

Einmal stand man sich auch im DFB-Pokal gegenüber, und zwar im Viertelfinale: 1977 setzte sich der damalige Bundesligist aus Essen knapp mit 2:1 durch – vor 10.000 Zuschauern im Hans-Walter-Wild-Stadion. Mal sehen, wie nahe wir dieser Marke in diesem August kommen.

Fazit

Einer der ganz großen Kracher! Jeder Altstadt-Fan freut sich auf die Spiele gegen RWE, das Wochenende des Auswärtsspiels ist bei vielen geblockt. Und es könnten durchaus auch packende Partien werden. immerhin treffen zwei Neulinge aufeinander, die – zumindest legt das die Transferpolitik der beiden Vereine nahe – auch Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt werden. So oder so: Zwei absolute Highlight-Spiele, die uns da ins Haus stehen!

Fußnoten

Fußnoten
1 Bitter natürlich für Preußen Münster, das im Aufstiegsrennen die Rolle des ungeliebten Stiefsohns innehatte. Dabei hat Preußen als Bundesliga-Gründungsmitglied ebenfalls viel Vergangenheit vorzuweisen (der einzige Klub, der in der Bundesliga nie auf dem letzten Platz gestanden war!), ein schönes Stadion und viel Charme. Naja, vielleicht ja nächstes Jahr!
2 Dass der Verein seit der Gründung einen Rechtschreibfehler im Namen hat (es müsste „Rot-Weiß“ heissen heißen), hat offenbar niemanden gekümmert.
3 RWE ist damit vermutlich ein Trendsetter, denn auch Rot Weiss Ahlen hat auf das scharfe S verzichtet. Dafür haben sie die Farben nicht gekoppelt, vermutlich um dem Plagiatsvorwurf zu entgehen. Clever!
4 Gegründet wurde der Verein als SV Vogelheim durch Fusion der Vereine „SC Preußen“ und „Deutsche Eiche“ (!). Seit 1923 trägt der Verein den heutigen Namen, den er mit der Fusion mit dem Turnerbund Bergeborbeck erhielt. Die Essener werden daher laut Wikipedia auch als „die Bergeborbecker“ bezeichnet; notiere ich mir in meiner Liste der Vereinssynonyme, direkt unter den Krugstädtern (Creußen) und den Korbstädtern (Burgkunstadt
5 Eine Kultfigur aus den 1960er und 1970er Jahren. In keinem Fußball-Abreißkalender darf sein Spruch „Ich danke Sie“ fehlen, mit dem er die Aussage des Schiedsrichters „Ich verwarne Ihnen“ konterte. Natürlich sah er dafür Gelb-Rot
6 Weil ich eben Sechzig erwähnt habe: Die Löwen sind neben Essen der einzige Klub, der schon Deutscher Meister wurde (Die Ost-Klubs ausgenommen
7 Außer bei Ingolstadt und Wehen-Wiesbaden hatte die mit Sicherheit jeder Klub aus der 3. Liga schon.
8 Schon im Vorjahr hatte man die Lizenz erst sehr spät erhalten – zum Leidwesen übrigens unserer Altstadt, die schon in den beiden Vorjahren am grünen Tisch den Klassenerhalt geschafft hatte und sich laut Wolfgang Mahr auch 1990 Chancen ausrechnete, auf diesem Weg die Klasse zu halten
9 Vergleiche verbieten sich eigentlich, denn Essen ist eine klassische Fußball-Stadt mit fast 600.000 Einwohnern. Trotzdem: Es gab Jahre, in denen wir in einer gesamten Saison nicht viel mehr Zuschauer hatten.
10 Es überrascht aber nicht, dass unter 8.000 Fans auch ein paar Idioten sind.
11 Den besten Schnitt hatten in der vergangenen Saison Magdeburg und Kaiserslautern mit jeweils knapp 16.600 Zuschauern pro Partie, abgesehen davon knackte kein Verein im Schnitt die 10.000er-Marke – allerdings zeitweise unter Corona-Bedingungen. Die wird RWE mit ziemlicher Sicherheit reißen
12 Nochmal Sechzig: Die Löwen haben knapp 10.000 Dauerkarten verkauft und sind damit der einzige Verein, mit dem RWE in dieser Rubrik konkurriert

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