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Unsere Gegner

Unsere Gegner (8): 1. FC Saarbrücken

Neue Liga, neue Gegner! Bald geht das Abenteuer 3. Liga für uns los. Allein aus Eigennutz werde ich in den kommenden Wochen jedes der 19 Teams, auf die wir treffen werden, mal genauer unter die Lupe nehmen und ein paar Zeilen dazu schreiben. Bis zum Saisonstart werde ich sicherlich nicht mit allen durch sein, aber um zumindest schon auf die ersten Gegner vorbereitet zu sein, gehe ich die Liga anhand unseres Spielplans durch.

Und noch so einer dieser Traditionsklubs, der nach langem Anlauf nun in seine dritte Saison in der 3. Liga geht: der ! Die Saarländer können auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicken, in der man sich auch immer wieder mit der Altstadt duellierte. In jedem Fall ist es ein weiterer Name, der das Bayreuther Fußball-Herz höher schlagen lässt! ?

Steckbrief

  • Vollständiger Vereinsname: 1. Fußball-Club Saarbrücken[1]Wenn ich das richtig sehe, ist Saarbrücken der erste Gegner, bei dem es sich um einen echten e.V. und nicht um eine GmbH handelt.
  • Vereinsgründung: 1903
  • Stadion: Ludwigsparkstadion (16.000 Plätze)
  • Entfernung: 440 km (ca. 4h)
  • Unser Gegner am: 8. Spieltag
  • Trainer: Uwe Koschinat
  • In der 3. Liga seit: 2020
  • Letzte Saison: 7. Platz
  • Höchste Liga: Bundesliga (zuletzt 1993)

Was es zum Verein zu wissen gibt

Vieles, was ich zuletzt über Essen und Mannheim geschrieben habe, könnte man hier eins zu eins übernehmen. Auch Saarbrücken spielte Bundesliga (insgesamt fünf Jahre), musste einen Lizenzentzug in der 2. Bundesliga über sich ergehen lassen (1994/95) und stürzte zwischenzeitlich die fünfte Liga ab (2008/09). Aus der fünften Liga marschierte der Verein dann durch in die 3. Liga, wo man sich zunächst vier Jahre halten konnte. Nach dem Abstieg im Jahr 2014 klappte die Mission Wiederaufstieg schließlich im sechsten Anlauf im Jahr 2020.[2]Zweimal war Saarbrücken in der Aufstiegsrelegation gescheitert, beide Male gegen den bayerischen Vertreter: 2015 siegte Würzburg im Elfmeterschießen, 2018 setzte sich 1860 durch.

Einen interessanten Fakt hat Saarbrücken mit Essen gemein: 1955/56 starteten beide Klubs im Europapokal der Landesmeister – Essen als Deutscher Meister, Saarbrücken als Vertreter des Saarlands.[3]Fast 70 Jahre später wirkt es völlig absurd, dass das Saarland auch zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch eigenständig war. Tatsächlich ist das Saarland erst seit 1957 ein offizieller … Weiterlesen[4]Apropos: In der Saison 1948/49 spielte Saarbrücken sogar in der zweiten französischen Liga, allerdings außer Konkurrenz. So wurde auch nichts aus dem Aufstieg in die erste Liga, den man sportlich … Weiterlesen Saarbrücken schaffte dabei eine der größten Sensationen des deutschen Fußballs, als er den AC Mailand im San Siro mit 4:3 besiegte. Das Rückspiel im Ludwigspark ging jedoch mit 1:4 verloren

So, genug in der Geschichte gekramt. So weit muss man für Saarbrücker Sensationen ohnehin gar nicht zurückgehen. Vor gerade mal zwei Jahren, in der Saison 2019/20, erreichte der FCS nämlich das Halbfinale des DFB-Pokals – damals noch als Regionalligist, wohlgemerkt. Es war das einzige Mal in der 87-jährigen Geschichte des Wettbewerbs, dass sich ein Viertligist bis in die Runde der letzten Vier vorkämpfen konnte. Auf dem Weg dorthin schaltete Saarbrücken in den ersten beiden Runden Jahn Regensburg und den 1. FC Köln, später dann jeweils im Elfmeterschießen den Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf aus; erst gegen Bayer Leverkusen sollte Schluss sein (1:3 im Halbfinale)[5]Dass es nicht zu einer weiteren Sensation reichte, lag wohl auch daran, dass das Halbfinale ohne Zuschauer ausgetragen werden musste – Corona ….

Und das sollte sich auch finanziell bezahlt machen: Insgesamt spülte die Sensation allein an Prämien 5,4 Millionen Euro in die Vereinskasse. Kein Wunder also, dass der FCS sich nach dem Aufstieg direkt sehr gut in der 3. Liga zurecht fand und direkt einen fünften, im zweiten Jahr dann einen siebten Platz erreichte.[6]Saarbrücken war in der vergangenen Saison der Haupt-Leidtragende des Türkgücü-Fiaskos, da kurz vor dem Saison-Endspurt zwei Siege, also sechs Punkte, verloren, während andere Vereine wie 1860 … Weiterlesen Die Ambitionen im Ludwigspark dürften im dritten Jahr nach dem Wiederaufstieg aber dementsprechend hoch sein.

Das macht den Verein besonders

Ein Grund, weshalb man bei den Klubs der 3. Liga schnell ins schwärmen gerät: die vielen tollen, teils kultigen, teils modernen Stadien. In Saarbrücken trifft beides zu – kultig und modern!

Wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, verfügt der FCS über das „neueste“ Stadion aller Drittligisten. Erst 2020, also pünktlich zum Aufstieg in die 3. Liga, wurde das neue Ludwigsparksstadion eröffnet.[7]Ein Jammer, dass coronabedingt nur ein paar Hundert Zuschauer zugelassen waren Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine dieser 08/15-Bauten, von denen man so viele aus der Sportschau kennt. Nein, das neue Stadion wurde quasi in das alte Ludwigsparkstadion eingebaut, das im Jahr 1953 errichtet worden war und über 30.000 Zuschauer fasste. Die imposanten Kurven des Vorgängers sind im Grundriss des neuen Stadions noch zu erkennen. Auf jeden Fall ein Hingucker!

Ein Schmuckstück, das allerdings auch viele Mittel verschluckte – und zwar deutlich mehr, als ursprünglich geplant. Bei Baubeginn 2015 hatte man mit 16 Mio. Euro kalkuliert, gekostet hat es am Ende über 46 Mio. Euro.[8]Aber mal ehrlich: Hatte jemand ernsthaft gedacht, dass man den Abriss eines Stadions sowie den kompletten Neubau in einem komplizierten Umfeld, also nicht auf der grünen Wiese, für 16 Mio. Euro … Weiterlesen Der Neubau zog sich jedenfalls hin und stand zeitweise komplett auf der Kippe, der FCS spielte währenddessen im Exil in Völklingen.[9]Traurige Fußnote: Röchling Völklingen, früherer Gegner unserer Altstadt in der 2. Bundesliga, hat jüngst seine erste Mannschaft ab- und Insolvenz angemeldet.

Doch das Warten hat sich wohl gelohnt! In jedem Fall ist das ein Stadion, das man gerne mitnehmen wird, auch weil Saarbrücken womöglich nicht mehr lange in der 3. Liga spielt …

Wen man aus dem Kader kennt

Der prominenteste Name im Team von Trainer Uwe Koschinat ist definitiv Mike Frantz, der als 35-Jähriger vor seiner ersten Saison in der 3. Liga steht. Der bringt es auf stolze 228 Bundesliga-Spiele für Freiburg und den Club und dürfte damit – ohne es genauer nachgesehen zu haben – der Drittliga-Spieler mit der meisten Bundesliga-Erfahrung sein. Der Neuzugang ist gebürtiger Saarbrücker und spielte auch schon in der Saison 2007/08 für den FCS. Jetzt also die Rückkehr – schöne Geschichte!

Mit Julius Biada, der vom Zweitligisten Sandhausen kommt, und Richard Neudecker, letztes Jahr Leistungsträger bei den Münchner Löwen, wechseln zwei weitere Hochkaräter an die Saar.

Und dann tummeln sich noch einige Namen, die man als Altstädter kennt: Kasim Rabihic (neu aus Verl) spielte mit Pipinsried und Türkgücü gegen die Altstadt, Julian Günther-Schmidt spielte für Augsburg II und Pius Krätschmer war mit dem FC Schweinfurt zu Gast im Hans-Walter-Wild-Stadion.

Und dann ist da noch Torwart Daniel Batz. Der gebürtige Erlanger spielte in der Club-Jugend und stand meines Wissens nach 2010 oder 2011 schon mal auf dem Wunschzettel bei der Altstadt. Stattdessen wechselte er aus Nürnberg nach Freiburg, seit 2017 spielt er in Saabrücken – und stellte in der oben genannten Pokalsaison 2019/20 einen Rekord auf, als im Viertelfinale gegen Düsseldorf inklusive Elfmeterschießen fünf Elfmeter parierte.

Bisherige Duelle gegen die Altstadt

Bilanz im Statistikarchiv des Altstadt-Kult

In insgesamt acht Spielzeiten kreuzten sich die Wege der Altstadt und des FCS. Die Bilanz aus den 16 Partien fällt recht ausgeglichen aus: Fünfmal gewannen wir, viermal Saarbrücken, die übrigen sieben Partien endeten mit einem Remis.

Und eine ganz besondere Partie ist da dabei: Das letzte Aufeinandertreffen am 17. Mai 1990 war nämlich das letzte Spiel unserer Altstadt in der 2. Bundesliga. Stolze 20.000 Zuschauer kamen in das Ludwigsparkstadion, denn für Saarbrücken ging es um den dritten Platz und damit um die Aufstiegsrelegation. Die Altstadt hatte vor der Partie noch eine Minimalchance auf den Klassenerhalt, brauchte dafür aber einen eigenen Sieg und musste auf Niederlagen zweier von drei Konkurrenten (Osnabrück, Kassel und Darmstadt) hoffen. Doch die Partie endete 0:0 – und die drei anderen Teams gewannen ihre Spiele jeweils. Für den FCS reichte das Resultat gerade so, weil Verfolger Stuttgarter Kickers patzte. In der anschließenden Relegation unterlag man dann aber dem VfL Bochum.[10]Im Sturm beim FCS stand neben dem jungen Anthony Yeboah übrigens Norbert Schlegel. Unser späterer Trainer (2006/07) spielte insgesamt 232 Mal für Saarbrücken.

Fazit

Ein weiteres Duell mit Vorgeschichte gegen einen traditionsreichen Gegner. Was will man da noch groß sagen? Auch Saarbrücken ist einer der Namen, der einem richtig Lust macht auf die 3. Liga. Sicherlich keiner, mit dem wir uns hinsichtlich der Saisonziele messen können, aber in jedem Fall eine weitere, schöne Auswärtsfahrt und vielleicht ja auch mit einer Überraschung!

Fußnoten

Fußnoten
1 Wenn ich das richtig sehe, ist Saarbrücken der erste Gegner, bei dem es sich um einen echten e.V. und nicht um eine GmbH handelt.
2 Zweimal war Saarbrücken in der Aufstiegsrelegation gescheitert, beide Male gegen den bayerischen Vertreter: 2015 siegte Würzburg im Elfmeterschießen, 2018 setzte sich 1860 durch.
3 Fast 70 Jahre später wirkt es völlig absurd, dass das Saarland auch zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch eigenständig war. Tatsächlich ist das Saarland erst seit 1957 ein offizieller Teil Deutschlands.
4 Apropos: In der Saison 1948/49 spielte Saarbrücken sogar in der zweiten französischen Liga, allerdings außer Konkurrenz. So wurde auch nichts aus dem Aufstieg in die erste Liga, den man sportlich eigentlich geschafft hätte.
5 Dass es nicht zu einer weiteren Sensation reichte, lag wohl auch daran, dass das Halbfinale ohne Zuschauer ausgetragen werden musste – Corona …
6 Saarbrücken war in der vergangenen Saison der Haupt-Leidtragende des Türkgücü-Fiaskos, da kurz vor dem Saison-Endspurt zwei Siege, also sechs Punkte, verloren, während andere Vereine wie 1860 München nur einen Punkt hergeben mussten. Okay, am Ende stiegen mit Braunschweig und Kaiserslautern zwei Teams auf, die ihre Spiele gegen München ebenfalls gewonnen hatten. Trotzdem verpasste das Türkgücü-Fiasko den Saarbrücker Ambitionen einen ordentlichen Knacks.
7 Ein Jammer, dass coronabedingt nur ein paar Hundert Zuschauer zugelassen waren
8 Aber mal ehrlich: Hatte jemand ernsthaft gedacht, dass man den Abriss eines Stadions sowie den kompletten Neubau in einem komplizierten Umfeld, also nicht auf der grünen Wiese, für 16 Mio. Euro bekommt?
9 Traurige Fußnote: Röchling Völklingen, früherer Gegner unserer Altstadt in der 2. Bundesliga, hat jüngst seine erste Mannschaft ab- und Insolvenz angemeldet.
10 Im Sturm beim FCS stand neben dem jungen Anthony Yeboah übrigens Norbert Schlegel. Unser späterer Trainer (2006/07) spielte insgesamt 232 Mal für Saarbrücken.