Kategorien
2024/25 Spieltagebuch Texte

Mein viel zu langes Halbzeitfazit: Von Effizienz, Effektivität und anderen Nebensächlichkeiten

⚠️ Warnhinweis: Ich habe diesen Text nicht Korrektur gelesen. Er war mir selbst zu lang. Kompliment an jeden, der bis zum Ende durchhält! 😉

Ich eröffne dieses Halbzeitfazit, indem wir kurz eintauchen in die Welt der Erbsenzähler[1]Zu denen ich mich selbstbewusst zähle, denn wer interessiert sich sonst für die Frage, was das Heimspiel mit den meisten Zuschauern gegen eine Mannschaft mit Bindestrich im Ortsnamen ist? … Weiterlesen, Korinthenkacker[2]Auch ich und Sprachnazis[3]Sowieso: Was ist der Unterschied zwischen Effizienz und Effektivität?

Effizienz bedeutet, dass wir Dinge richtig tun. Effektivität bedeutet, dass wir die richtigen Dinge tun. Oder anders, um auf den grünen Rasen zurückzukehren: Effizient spielt man, wenn man möglichst viele Tore aus seinen Chancen erzielt; effektiv spielt mann dann, wenn man am Ende zumindest ein Tor mehr geschossen hat als der Gegner, denn dafür gibt es die maximale Punkteausbeute. Man kann maximal effizient spielen, ohne effektiv zu sein (also viele Tore schießen und am Ende trotzdem verlieren) – und natürlich andersherum auch.

Ich denke, ihr wisst schon, worauf das hinausläuft. Wir sind natürlich nicht effizient, zumindest nicht in der Offensive, dafür allerdings sehr, sehr effektiv. Und im Zweifel bin ich lieber effektiv als effizient.

Jetzt aber genug der Wortklauberei.[4]Habe wahrscheinlich schon die Hälfte der Leser verloren und kann jetzt in der Singular-Ansprache fortfahren.

Wir haben es geschafft, in der Hinrunde mit gerade einmal 27 Toren beeindruckende 36 Punkte zu holen. Wir haben also nur 0,75 Tore pro Punkt benötigt – das ist ein herausragend guter Wert in Sachen Effektivität.[5]Ist schon mal jemand auf die Idee gekommen, diese beiden Werte so in Relation zu bringen? Womöglich steht dieser Metrik eine ähnlich gute Karriere bevor wie dem Packing?! Ich habe mich mal durch die letzten Saisons geklickt – und als Spitzenteam hat man meistens einen Wert um 1 herum. In der Aufstiegssaison haben wir bspw. 103 Tore geschossen und 93 Punkt geholt (1,12). Schweinfurt steht aktuell mit 39 Toren und 37 Punkten auf Platz 1 (1,05). Und den niedrigsten Wert aller Regionalliga-Meister hatte bisher Würzburg in der Saison 2014/15, als sie mit 67 Toren 80 Punkte holten (0,84) – was sicherlich auch an den gerade einmal 15 (!) Gegentoren lag.

Zur Einordnung dieser Werte: In der über 60-jährigen Bundesliga-Historie war der Meister mit dem niedrigsten GPE-Wert[6]Ich habe mir diese Abkürzung ausgedacht: Goal-per-Point-Efficiency. Klingt gut, oder? 😎 Eintracht Braunschweig in der Saison 1966/67: Damals reichten 49 Tore und 60 Punkte für die Meisterschaft, was 0,82 Tore pro Punkt macht – wohl gemerkt, das ist der niedrigste Wert eines Meisters in der Bundesliga-Historie.

Würden wir so weiter machen wie bisher, hätten wir am Ende 72 Punkte und 54 Tore.[7]Mein alter Mathelehrer Herr Hacke wäre stolz auf mich, wie toll ich den Dreisatz anwenden kann. Vielleicht liest er hier ja mit? So unwahrscheinlich ist das gar nicht, immerhin ist er Teil der … Weiterlesen Da bin ich mir sicher: Das wird man so sicherlich nicht durchhalten.

Bockstarke Defensive – nur am Abschluss hapert’s

Gerade einmal zwölf Gegentore haben wir in den 17 Spielen bislang kassiert. Zwei Drittel der Gegentore stammten aus den Spielen bei Bayern II (2:4), in Vilzing (2:2) und gegen Augsburg (3:2). Sprich: In den übrigen 14 Partien haben wir gerade mal vier Tore kassiert. Und in zehn Partien gar kein Gegentor.

Das ist wirklich bockstark! Zumal wir gerade zum Ende der Hinserie nochmal an Stabilität gewonnen haben: Die letzten vier Partien gestalteten wir alle zu Null, drei davon haben wir mit 1:0 gewonnen.

Die andere Seite der Medaille ist natürlich, dass wir deutlich mehr Chancen hatten als für nur 27 Tore. In praktisch jedem Spiel haben wir uns mindestens zwei, drei richtig gute Chancen herausgespielt, was ein großer Unterschied zur Vorsaison ist. Unsere Tore fallen dann jedoch meist aus Standards oder durch eher glückliche Aktionen.

Symboldbild Regionalliga Bayern

Sinnbildlich stehen jene 1:0-Siege aus den letzten drei Partien: Gegen Burghausen war’s eine abgefälschte Flanke, gegen Hankofen-Hailing ein Kopfball-Tor nach Freistoß (der keiner war) und in ein Volley-Knaller von außerhalb des Strafraums. Ja, irgendwie erzwingen wir uns im Moment ein Tor, aber da geht schon noch deutlich mehr.

Gleichzeitig ist das aber dann auch eigentlich eine gute Nachricht: Wir sind Zweiter, nur einen Punkt hinter Schweinfurt, spielen meist guten Fußball, haben Chancen – nur machen wir die Tore nicht. Gelingt uns das noch, dann …[8]… sind wir auf Jahre hin … ach, lassen wir das lieber. Kommt dann meistens doch anders. Jedenfalls haben wir trotz dieser punktemäßig mehr als ordentlichen Hinrunde noch genügend Potential, um uns zu verbessern. Und ich werde auch nicht müde daran zu erinnern, dass wir 2021/22 in der Hinserie teilweise auch wenig berauschenden Fußball gespielt und so manches Spiel recht glücklich gewonnen haben.[9]Das 1:0 in Ansbach am Wochenende hat mich zum Beispiel an den 1:0-Auswärtssieg in Schalding (das Cemal-Kaymaz-Spiel) erinnert.

Der Unterschied von damals zu jetzt: Unsere Auswärtsspiele haben wir damals fast alle gewonnen. Und: Wir haben uns nach einer starken Hinrunde sogar noch einmal steigern können und eine überragende Rückserie gespielt. Ersteres klappt bislang noch nicht so recht, letzteres kann ja werden – hoffen wir auf einen guten Start in Buchbach am Samstag.

Fast immer die bessere Mannschaft

Und damit wenden wir den Blick einmal ab von schnöden Zahlen und Statistiken hin zu den tatsächlichen Leistungen. Die waren fast immer gut. Bis auf das Spiel in München – und selbst da hätten wir mit etwas Glück den 3:3-Ausgleich machen können – waren wir in meinen Augen in allen Partien mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar besser.

Die Niederlagen in Aschaffenburg und gegen Schweinfurt waren eher unglücklich, während wir uns bei den Siegen fast immer ein ordentliches Chancenplus herausgespielt und am Ende verdient die drei Punkte geholt haben. Auch die Punkteteilungen in Vilzing und Augsburg waren angesichts der späten Gegentore vermeidbar. Natürlich hatten wir auch das eine oder andere Mal eine ordentliche Portion Glück – das Zustandekommen der letzten drei Siege habe ich ja schon angesprochen, auch das 4:0 in Würzburg war vom Spielverlauf her eher glücklich -, aber insgesamt haben sich Glück und Pech aus meiner Sicht schon ausgeglichen in dieser Hinserie.

Kurzum: Wir stehen zu recht da oben. Schweinfurt, und auch das gehört zur Wahrheit der bisherigen Saison, allerdings auch. Mal sehen, was länger hält: die Altstädter Serie, hinten stabil zu stehen und die Spiele knapp zu gewinnen, oder der Schweinfurter Lauf mit wilden Siegen.

Gute Mischung aus Erfahrung und jungen Wilden

Die Analyse der einzelnen Mannschaftsteile schreibt sich nach dieser tiefgehenden datenbasierten Erörterung ja fast schon selbst.

Man kann nicht zu oft betonen und loben, wie stabil wir defensiv stehen. Zehn Zu-Null-Spiele kommen nicht von ungefähr: Das liegt zum einen am herausragenden Abwehrverbund mit den beiden omnipräsenten Leitwölfen Webbo und Eddy, die in der Form ihres Lebens sind, Neuzugang Lippert und Quasi-Neuzugang Kehl – und nicht zuletzt mit Lucas Zahaczewski im Tor, für den Paraden im Eins-gegen-Eins ähnlich selbstverständlich sind wie in der 3. Liga als dritter Torwart in die Saison zu gehen und die Mannschaft dann aus der Kurve aus zu unterstützen. Überragender Mann! Zu erwähnen sind da natürlich auch die beiden blutjungen Backups Oliver Schuberth und Leo Eberle, die da waren, wenn man sie brauchte.

Im Mittelfeld haben wir mit Eroll und Ander unser absolutes Prunkstück. Ich bin mir sicher: Diese Kombination ist auf dieser Position das beste, was die Regionalliga Bayern aktuell zu bieten hat. Der eine (Andermatt) bringt eine unheimliche Abgeklärtheit in unser Spiel, die vorher einfach gefehlt hatte, der andere (Zejnullahu) verleitet mich praktisch im Minutentakt zum Zungeschnalzen.

Unser „Sorgenkind“ ist die Offensivabteilung. Wobei ich da auch über jeden einzelnen froh bin, dass wir ihn haben. Unsere beiden Außenspieler Heim und Graf wirbeln mit einer jugendlichen Leichtigkeit, die wir in der vergangenen Saison schmerzlich vermisst haben – das eine oder andere Tor mehr hätte selbstredend sein dürfen angesichts der vielen guten Einschussmöglichkeiten. Fenni kommt auch verletzungsbedingt erst auf fünf Tore – bei ihm hat man das Gefühl, dass er noch nicht so richtig in Abschlussposition gebracht wird, denn vollstrecken kann er ja eigentlich. Und auch Jann sehe ich deutlich positiver viele andere: Bei ihm weiß man einfach immer, dass er etwas Sinnvolles mit dem Ball anfangen kann; er hat aktuell sicherlich nicht seine beste Phase, aber er wird sicherlich auch aus diesem Loch rauskommen. Eine positive Überraschung ist sicherlich Patrick Scheder, der als unermüdlicher Arbeiter und Wühler für Unruhe sorgt, aber natürlich auch das eine oder andere Törchen mehr hätte erzielen können.

Fragezeichen stehen hinter Patrick Görtler, den ich gerade in der Schlussphase immer mal wieder gerne gesehen hatte, und Yannick Frey, der mit der Empfehlung von 21 Scorerpunkten aus der Bayernliga zu uns wechselte und bislang über Kurzeinsätze nicht hinauskam.[10]Falls das Ziel war, Hof zu schwächen: Das ist gelungen. Hof steht aktuell auf einem Abstiegs-Relegationsplatz.

Nicht vergessen darf man natürlich das Trainerteam um Lukas Kling. Zwischenzeitlich arg in der Kritik, hat es Lukas geschafft, die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen und zu halten. Auf jeden Fall ist der Fußball deutlich ansehnlicher als in der vergangenen Saison, was sicherlich nicht nur an den Neuzugängen liegt – sondern zu großen Teilen auch am Trainer, der sichtbar Abläufe einstudiert.

Zusammengefasst: Unsere Truppe, eine gute Mischung aus blutjung und erfahren, macht Spaß – hat aber auch noch Luft nach oben. Keine schlechte Voraussetzung für die zweite Saisonhälfte.

Über 2.700 Zuschauer im Schnitt – Wahnsinn!

Kommen wir zum Schluss noch zu einer Entwicklung, die mindestens ebenso erfreulich ist wie der zweite Tabellenplatz: der Zuschauerzuspruch!

Die bisherige Resonanz ist schlichtweg überragend für Bayreuther Verhältnisse. Ich werde nicht müde es zu schreiben: Es ist nicht so lange her, da waren 7-800 Zuschauer beim Heimspiel schon ganz okay. Mittlerweile sind wir enttäuscht, wenn die doppelte Anzahl an Zuschauern ins Hans-Walter-Wild-Stadion kommt. Die bisherige Minuskulisse waren 1.581 Zuschauer an einem Sonntagnachmittag gegen Schwaben Augsburg.

Nun ein Fakt, der mir zu schade für eine Fußnote ist: Beim vorletzten Heimspiel gegen Schwaben Augsburg – zugegeben: Das war 2002, wir haben da noch mit Libero gespielt – hatten wir 171 Zuschauer.[11]Nun der Fakt für die Fußnote: Es war das Spiel mit der zweitniedrigsten Zuschauerzahl bei einem Ligaspiel. Unterboten wurde es nur vom Heimspiel gegen Sand aus dem Jahr 2013. Und nun hatten wir … Weiterlesen

Das sensationelle Heimspiel gegen Hankofen war der vorläufige Höhepunkt dieser tollen Entwicklung weg von der Zusammenkunft einer traurigen Handvoll Liebhaber hin zum „hippen Event“. Möglich macht das auch eine unheimlich gute Öffentlichkeitsarbeit und die nach wie vor profihafte Atmosphäre bei Heimspielen.

Und wer weiß, was da noch kommt? Gewinnen wir in Buchbach, dann winkt gegen den kleinen Club nicht nur die Tabellenführung, sondern die nächste Top-Kulisse: 3.000 Zuschauer halte ich da für möglich. Zwei Wochen später, nach dem „Bamberg-in-die-Steinzeit-zurückbomben“-Spiel (Endstand 1:0), kommen dann über 5.000 Zuschauer gegen die kleinen Bayern.

Andere träumen von Spielen auf Schalke oder auf dem Tivoli. Ich einfach davon, dass es so weitergeht wie bisher.

Danke dafür an die Mannschaft und die Verantwortlichen – ihr macht einen überragenden Job! 🙌🏻

Fußnoten

Fußnoten
1 Zu denen ich mich selbstbewusst zähle, denn wer interessiert sich sonst für die Frage, was das Heimspiel mit den meisten Zuschauern gegen eine Mannschaft mit Bindestrich im Ortsnamen ist? Auflösung: Es war nicht Hankofen-Hailing, denn wir hatten sellmols gegen Ingolstadt-Ringsee mehr Zuschauer. Danke, Motor!
2 Auch ich
3 Sowieso
4 Habe wahrscheinlich schon die Hälfte der Leser verloren und kann jetzt in der Singular-Ansprache fortfahren.
5 Ist schon mal jemand auf die Idee gekommen, diese beiden Werte so in Relation zu bringen? Womöglich steht dieser Metrik eine ähnlich gute Karriere bevor wie dem Packing?!
6 Ich habe mir diese Abkürzung ausgedacht: Goal-per-Point-Efficiency. Klingt gut, oder? 😎
7 Mein alter Mathelehrer Herr Hacke wäre stolz auf mich, wie toll ich den Dreisatz anwenden kann. Vielleicht liest er hier ja mit? So unwahrscheinlich ist das gar nicht, immerhin ist er Teil der GMG-Lehrer-Connection, die ihren Stammplatz in Block M hat. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, wie erstaunt ich immer wieder bin, welche alten Bekannten ich mittlerweile im Stadion treffe?
8 … sind wir auf Jahre hin … ach, lassen wir das lieber. Kommt dann meistens doch anders.
9 Das 1:0 in Ansbach am Wochenende hat mich zum Beispiel an den 1:0-Auswärtssieg in Schalding (das Cemal-Kaymaz-Spiel) erinnert.
10 Falls das Ziel war, Hof zu schwächen: Das ist gelungen. Hof steht aktuell auf einem Abstiegs-Relegationsplatz.
11 Nun der Fakt für die Fußnote: Es war das Spiel mit der zweitniedrigsten Zuschauerzahl bei einem Ligaspiel. Unterboten wurde es nur vom Heimspiel gegen Sand aus dem Jahr 2013. Und nun hatten wir gegen Hankofen 6.570 Zuschauer!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert