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2022/23 Spieltagebuch

Spieltagebuch (18): Aufbruchsstimmung oder: Wie schön kann ein Sonntagabend sein?

Um 14.45 Uhr habe ich mich schon am Abend auf der Couch gesehen, ins hinterste Eck verkrochen, mürrisch, einsilbige Antworten gebend. Irgendwann dann mit dem Gefühl der Unzufriedenheit, Niedergeschlagenheit und Ratlosigkeit ins Bett gehend – und in meinem Inneren leuchtet die Rote Laterne, wie in den kommenden Tagen auch.

Stattdessen: Erleichterung, nein: Begeisterung, Ausgelassenheit über diesen 3:1-Sieg gegen II. Christian Höreths brachiale Tordurchsage (DREIMAL!) noch im Ohr. Sweet Caroline summend, mit einem Grinsen im Gesicht. Wir haben es geschafft: Wir haben einen Rückstand gedreht, haben zum ersten Mal mehr als ein Tor geschossen, haben die zweite Hälfte mit 3:0 und das Spiel mit 3:1 gewonnen, haben den letzten Platz verlassen.

Und die Hoffnung lebt: Auch nächstes Jahr gibt es Drittligafußball in Bayreuth, vor mindestens 5.081 Zuschauern.

Herrlich.

Das Spiel in aller Kürze

Dank einer deutlichen Leistungssteigerung nach der Pause gewinnen wir verdient gegen einen direkten Konkurrenten – und schießen drei Tore!

Nochmal zurück zu 14.45 Uhr. Als der Schiedsrichter zur Pause pfiff, schien das dritte Szenario, das ich mir im Vorfeld ausgemalt hatte, einzutreten. Das 0:1 schien uns eher zu schmeicheln, Dortmund war gefährlicher, wir teilweise ziemlich fahrig. Das früher Gegentor war natürlich auch der schlechtestmögliche Start ins Fußball-Jahr 2023, schließlich hatten wir in den vorangegangenen 17 Partien nicht ein einziges Mal mehr als ein Tor geschossen. Einen Sieg gibt’s heute also nicht, dachte ich mir schon. Und wie gesagt: Die Leistung in der ersten Hälfte machte mir persönlich nur wenig Mut für die zweiten 45 Minuten und die ausstehenden 20 Spiele.

Doch unsere Mannschaft kämpfte sich zurück: Markus Ziereis (der in meinen Augen ein überragendes Spiel gemacht hat) traf zum Ausgleich, Jann George nur fünf Minuten später zum 2:1. Das HaWaWi bebte, unsere Jungs spielten wie entfesselt und lieferten den Beweis, dass sie in dieser Liga mithalten können.

Auch die Defensive stand meines Erachtens deutlich sicherer als in der ersten Hälfte. Es entwickelte sich eine Abwehrschlacht, in der Dortmund zwar ein, zwei gute Gelegenheiten hatte, aber unsere Jungs sich den Sieg am Ende dann doch redlich verdienten – auch weil Luke Hemmerich eine super Einzelaktion zeigte und für Stefan Maderer auflegte zum erlösenden 3:1.

Drei Gedanken zum Spiel

Drei Tore. DREI TORE!

Es ist schon wirklich verrückt. Da schaffen wir es in 17 Spielen nicht, zwei Tore zu schießen. Und dann treffen wir zweimal innerhalb von fünf Minuten. Unglaublich! Als Nollenberger zwischen dem 1:1 und 2:1 die Chance beim Eins-gegen-Eins liegen ließ, da dachte ich schon an das Schlimmste. Apropos Nollenberger: Wir schießen drei Tore und Nolle macht keines davon. Ich hoffe, dass mit diesem Spiel so mancher Knoten geplatzt ist, sowohl bei einzelnen Spielern als auch bei der Mannschaft als Ganzes. Zumindest ist endlich, endlich, endlich diese innere Blockade weg, dass wir mal mehr als eins schießen.

Das war Sieg Nummer 1 von 6

Im Jahr 2023 haben wir Dortmund, Zwickau, Oldenburg, Meppen, Halle und Aue zu Gast in Bayreuth – also jene sechs Teams, die derzeit mit uns im Abstiegskampf stecken. Sollten wir diese sechs Spiele gewinnen, dann hätten wir 31 Punkte auf dem Konto – und zehn weitere Zähler aus den anderen 14 Spielen würden vermutlich zum Ligaverbleib reichen. Das ist natürlich alles hypothetisch und wird mit Sicherheit nicht so (zumindest exakt so) eintreten.

Aber die drei Punkte gegen Dortmund hätten wir schon mal … ?

Und ein Sieg in Aue würde … lassen wir das.

5.000 Zuschauer im Januar!

Vor 2022 habe ich genau ein Heimspiel erlebt, bei dem mehr als 5.000 Zuschauer im Hans-Walter-Wild-Stadion waren (das 2:1 gegen 1860 im Totopokal 2018). Jetzt empfangen wir Dortmund II an einem nasskalten Januar-Sonntag im Stadion – und wir haben über 5.000 Zuschauer im weiten Rund, bei überragender Drittliga-Atmosphäre. Nüchtern betrachtet ist das für jeden Altstadt-Fan ein Traum – ein Traum, der hoffentlich noch mindestens ein weiteres Jahr andauern wird.

Übrigens: Mit dem Spiel gegen Dortmund II haben wir schon jetzt mehr Zuschauer als in der gesamten Zweitliga-Saison 1989/90. Unglaublich, oder?

Stimmungsbarometer

0 (zuletzt -6) ((Hier geht’s zur Erläuterung des Stimmungsbarometers))

Neues Jahr, neues Glück! Die Herbst-Tristesse, die mich nach dem 1:2 in Köln ergriffen hatte, ist längst überwunden und die Anspannung vor dem Spiel gegen Dortmund II verspürt hatte[1]Dazu gerne nochmal meinen Vorbericht lesen. Bei einer Niederlage wäre ich schon ziemlich depri gewesen. entlädt sich direkt in mein Stimmungsbarometer, das nun wieder bei einer neutralen Null angekommen ist. Heißt: Ich sehe unsere Chancen auf den Klassenerhalt gerade bei Fifty Fifty.

Das liegt zum einen daran, dass wir einen super Start ins neue Jahr hatten, und zwar nicht nur mit einem Sieg, sondern mit dem ersten Spiel mit mehr als einem Tor. Das kann Kräfte freisetzen, und das zum perfekten Zeitpunkt! Und dann kommt einfach noch dazu, dass unsere Jungs – mit Blick auf die zweite Hälfte – die positive Entwicklung aus dem letzten Jahr fortsetzen. Denn vor den beiden Niederlagen zum Abschluss hatten wir über mehrere Wochen überwiegend richtig gute Spiele hingelegt, haben fast immer unser Tor gemacht und auch ganz okay gepunktet.

Und so (bzw. sogar noch besser) ging es am Sonntag weiter. Wenn es uns jetzt endlich auch mal gelingt, nach einem Sieg anschließend auch gegen einen direkten Konkurrenten zu punkten[2]Nach dem Sieg gegen Osnabrück waren wir ziemlich chancenlos in Zwickau (0:2), nach dem 1:0 in Meppen unterlagen wir Verl mit 1:3, dann bin ich sogar ziemlich optimistisch, was die Rückrunde anbelangt.

Aufbruchsstimmung! ?

Fußnoten

Fußnoten
1 Dazu gerne nochmal meinen Vorbericht lesen. Bei einer Niederlage wäre ich schon ziemlich depri gewesen.
2 Nach dem Sieg gegen Osnabrück waren wir ziemlich chancenlos in Zwickau (0:2), nach dem 1:0 in Meppen unterlagen wir Verl mit 1:3