2:2 in Bamberg. Wo fange ich an? Vielleicht damit, dass ich mir diese Frage gar nicht hätte stellen müssen, wenn wir diesen lockeren Sieg in die Ziellinie gebracht hätten.
Ich hatte den perfekten Einstieg für den Text nämlich eigentlich schon: Ich stand genau an der Stelle, wo vor zwölf Jahren die Hofer Fans beim Entscheidungsspiel gegen uns waren, und bejubelte mit hunderten Bayreuthern, die nicht mehr in den ausverkauften Gästeblock gepasst haben, einen souveränen Sieg im letzten oberfränkischen Auswärtsderby auf Jahre. Die Scharte von 1.6.2011 wäre damit endgültig ausgemerzt.
Tja, nix war’s, obwohl es wahrscheinlich der leichteste Ligasieg seit Jahren hätte werden können. Bamberg war so schlecht, dass ich mir wirklich nichts anderes vorstellen kann, als dass wir nächstes Jahr ein Regionalliga-Derby höchstens gegen Neudrossenfeld haben. Auf keinen Fall aber gegen diesen Gegner, der wirklich mit der schwächste war, den wir in der Regionalliga bislang hatten. Daran ändern auch die einzelnen beiden ernsten Schüsse, die sie abgegeben haben und zum 2:2 führten, nichts.
„Goldig“, kommentierte mein Nebenmann die Bemühungen der Bamberger zwischendurch. Und ja, es war wirklich niedlich, wie sich die Gastgeber zeitweise zu wehren versuchten. Übrigens gilt das auch für die paar Fans, die sämtliche kreative Energie gebündelt haben und drei, vier beleidigende Botschaften in unsere Richtung warfen. Naja, wer’s braucht. Viel Spaß wieder in der Bayernliga nächstes Jahr, liebe Bamberger.
Auf der anderen Seite, und auch das gehört zur Wahrheit nach diesem frustrierenden Ausgang: Bis zur 75. Minute war das ein blitzsauberer Auftritt – abgesehen von der haarsträubenden Chancenverwertung natürlich. Vor allem in der ersten Hälfte ist der Ball wie an der Schnur gezogen durch die Reihen gelaufen, das 2:0 war herrlich herausgespielt. Man hätte aber natürlich vier, fünf, sechs Tore machen müssen gegen diese offenkundig sehr beschränkte Bamberger Mannschaft.
Aber das soll es auch schon sein mit positiven Worten zur Leistung. DENN DAS SPIEL DARFST DU NIEMALS AUS DER HAND GEBEN! Es ist einfach nur unbegreiflich, wie wir es nicht schaffen, mehr als zwei Tore zu schießen. Dass der Außenseiter aus dem Nichts ein Tor macht, dann plötzlich die zweite Luft bekommt und irgendwie noch einen reinwürgt – diese Story hat’s schon oft gegeben. Aber doch bitte nicht in diesem Spiel, in dem wir den Gegner so sehr beherrscht haben, wie man einen Gegner beherrschen kann.
Fünftes Remis aus den letzten sieben Spielen also, unbefriedigend wie Sau und auch der Beleg dafür, dass bei uns noch einiges fehlt.[1]Wobei man natürlich auch nicht vergessen darf, dass drei wichtige Offensivspieler fehlen.
Aber was mich da wieder positiv stimmt: 2019, ein Jahr nach Timo Rosts Antritt, hatten wir im Herbst eine ganz ähnliche Phase. Auch damals hatten wir Anfang Oktober schon fünfmal Unentschieden gespielt und es dann immer mehr geschafft, die Spiele auf unsere Seite zu ziehen. Die Mannschaft hat sich gefunden, entwickelt und ist in der Saison drauf aufgestiegen.
Ihr seht: Ich finde immer was Positives 😉
Fußnoten
↑1 | Wobei man natürlich auch nicht vergessen darf, dass drei wichtige Offensivspieler fehlen. |
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