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2022/23 Spieltagebuch Texte

Spieltagebuch (28): Deswegen gehen wir doch zum Fußball.

Abpfiff. Zum Auto. Laptop aufklappen. Schreiben. Mit dem Spiel abschließen.

Heute kann’s mir nicht schnell genug gehen, dieses Spiel zu vergessen. Ich bin einfach so unfassbar frustriert.

Warum? Natürlich weil wir ein sauwichtiges Spiel gegen einen direkten Konkurrenten verloren haben, noch dazu mit einem Gegentor kurz vor Schluss.[1]Übrigens nach Freiburg und Mannheim zu Saisonbeginn erst das dritte Mal in dieser Spielzeit, dass wir durch ein Gegentor in der Schlussviertelstunde noch Punkte herschenken. Vor allem aber auch, weil sich das Gegentor gegen offensiv ziemlich beschränkte eigentlich überhaupt nicht angekündigt hatte, wir aber trotzdem drum gebettelt haben.

Also: Schnell ein paar Zeilen runterschreiben und dann heute und morgen nicht mehr dran denken. Hoffentlich gelingt mir das.

Das Spiel in aller Kürze

In einer ausgeglichenen ersten Halbzeit schießt Oldenburg nach einem schönen Angriff das Tor, wir sind nach vorne nicht druckvoll genug. Das ändert sich nach dem Seitenwechsel, wo unsere Jungs 15 bis 20 Minuten lang richtig Dampf machen – folgerichtig das 1:1 durch Ziereis. Doch irgendwie will uns in Strafraumnähe überhaupt nichts gelingen, weshalb wir von der deutlichen Überlegenheit nicht mehr Kapital schlagen können. Die letzten 20, 25 Minuten waren dann richtig zerfahren. Chancen gab’s hüben wie drüben nicht, und plötzlich war der Ball im Tor. Scheiße.

Mehr will ich zum Spiel auch gar nicht schreiben, denn wirklich viel hergegeben haben die 90 Minuten nicht.

Gedanken zum Spiel

Ich rege mich ja selten über Entscheidungen rund um die Altstadt auf, noch seltener in Schriftform. Aber heute frage ich mich schon wirklich: Warum wechseln wir nicht mehr und früher? Und warum bringen wir nicht Stockinger, der für ein bisschen Wirbel hätte sorgen können, wo ab der 70. Minute kaum noch was ging, und erst recht nicht Lippert, bei dem ich sowieso nicht verstehe, warum er auf der Bank sitzt – denn unsere Angriffe über die Außen und Hereingaben, die uns in den ersten Wochen nach der Winterpause so stark gemacht haben, waren heute ziemlich harmlos, noch dazu fiel das Gegentor über unsere linke Abwehrseite.

Mehr Gedanken zum Spiel habe ich gerade nicht im Kopf. Der ist leer.

Stimmungsbarometer

-5 (war 0 nach dem Saarbrücken-Spiel)

Wir sind heute nicht abgestiegen. Aber wir haben es verpasst, einen riesigen Schritt in die andere Richtung zu machen. Nicht nur dass wir keine Punkte geholt haben – mit Oldenburg hat uns jetzt ein direkter Konkurrent überholt und ordentlich Fahrt aufgenommen. Anstatt vier Punkte Vorsprung sind es jetzt zwei Punkte Rückstand auf den VfB – ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel halt.

Und leider hat sich gezeigt, dass die Entwicklungen der letzten Wochen nicht von Ungefähr kamen. Wir bekommen zu viele Gegentore (heute wieder zwei Tore bei drei, vier vernünftigen Angriffen des Gegners) und machen selbst zu wenige Tore. An so einem ähnlichen Punkt waren wir in der Hinrunde auch schon mal, danach ging’s wieder aufwärts. Heute, 30 Minuten nach Abpfiff, fehlt mir irgendwie der Glaube daran. Ich sehe mich nächste Woche schon wie ein bedröppelter Hund im Auswärtsblock in Dresden sitzen.

Aber mei, deswegen geht man doch zum Fußball. Je tiefer die emotionalen Täler, die man durchschreiten muss, desto größer die Freude, wenn man dann doch ganz oben – oder zumindest auf Platz 16 – angekommen ist. Grausam und selbstkasteiend, aber doch irgendwie schön.

Und dann zoome ich mal etwas raus und schaue mir das große Ganze an: Heute vor sechs Jahren haben wir vor 300 Zuschauern in Weismain gegen Schalding-Heining gespielt (1:0 gewonnen), nächste Woche fahre ich ins Rudolf-Harbig-Stadion nach Dresden zu einem Auswärtsspiel der Altstadt vor vermutzlich 20.000 Zuschauern. Auch wenn das Spiel heute und vielleicht das Spiel in Dresden im Kontext der Drittliga-Saison 2022/23 ein tiefes Tal waren, mit Blick auf meine ganze Geschichte bei der Altstadt sind sie definitiv Glanzlichter.

Und damit schließe ich das Spieltagebuch für dieses Wochenende, klappe den Laptop zu und versuche, für die nächsten Stunden (und Tage) möglichst wenig an Fußball zu denken und tunlichst nicht die Tabelle der 3. Liga anzuschauen. Diesen positiven Gedanken (Auswärtsspiel in Dresden!) will ich mir irgendwie behalten.

Oldschdod!

Fußnoten

Fußnoten
1 Übrigens nach Freiburg und Mannheim zu Saisonbeginn erst das dritte Mal in dieser Spielzeit, dass wir durch ein Gegentor in der Schlussviertelstunde noch Punkte herschenken.