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Kleine und Kolbeck! Ein paar Einschätzungen zu unserem neuen Trainerteam

Das neue Trainerteam ist gefunden! Nach dem Abgang von Timo Rost, der sich wochenlang abgezeichnet hatte und mit dem letzten Saisonspiel in Buchbach dann auch offiziell war, übernimmt Thomas Kleine die Grand Dame des oberfränkischen Fußballs.

Eine gute Entscheidung? Auf den ersten Blick erstaunt die Wahl eines Mannes, der noch keine klassische Senioren-Mannschaft trainiert hat (außer die Fürth U23 – kurioserweise als Vorgänger von Timo). Aber beim genaueren Hinsehen passt die Konstellation sehr gut zu unserer Herausforderung – zumindest in meinen Augen.

Aber zunächst Mal noch fürs Protokoll: Thomas Kleine ist vermutlich der „glanzloseste“ Name unter denen, die zuvor in der Verlosung gewesen waren. Alle anderen kolportierten Namen hatten zumindest schon mal in der 3. Liga (oder noch höher) gecoacht, einer davon sogar schon in Polen und Griechenland.[1]Wer damit gemeint ist, dürfte klar sein. Ich jedenfalls bin froh, dass er es nicht geworden ist.

Aber warum halte ich Thomas Kleine für eine gute Wahl? Oder besser gesagt: Warum halte ich uns mit dem neuen Trainerteam gut gerüstet? Neben Thomas Kleine kehrt ja auch Julian Kolbeck als Co-Trainer zurück (zu ihm gleich mehr), außerdem dürfte auch Udo Gans weiter als Torwart-Trainer arbeiten[2]Timo Rost hat zumindest Tomislav Piplica als TW-Trainer mit nach Aue genommen. Das dortige Trainerteam komplettiert übrigens der Ex-Amberger Oliver Gorgiev. Naja, mal sehen ….

Was das Trainerteam mitbringt

Bodenständigkeit

Wir sind ein Aufsteiger, der überraschen will und muss. So wirklich auf dem Zettel hat uns niemand. Hätte da ein Trainer gepasst, der schon alle möglichen Erfolge vorzuweisen hat? Das würde falsche Erwartungen wecken und auch schnell für Unruhe sorgen, wenn der Saisonstart nicht hundertprozentig gelingt. Thomas Kleine schätze ich außerdem von seinem Auftreten her nicht als jemanden ein, der, sobald er irgendwo ankommt, direkt alles auf links dreht und den Menschen erklärt, wie sie ihren Job richtig zu machen haben. So was kann ein stabiles Gefüge, so wie wir es haben, auch mal schnell durcheinander wirbeln.

Frische

Oder anders gesagt: Thomas Kleine ist unverbraucht. Er hat keine Altlasten, weder bei uns noch bei anderen Vereinen. Er ist einer, dem ich zutraue, dass er (ähnlich wie Timo) etwas entwickeln möchte. Natürlich darf man sich nichts vormachen, auch er wird nicht sein Leben lang in SpVgg-Bettwäsche schlafen und früher oder später auf einen Job in der 1. oder 2. Bundesliga schielen. Aber jetzt ist er erst mal hier.

Erfahrung

Man darf nicht immer auf die Goldwaage legen, was der frühere Chef öffentlich über einen sagt – wohlwollende Bewertungen und so weiter. Aber trotzdem macht es schon was her, wenn der ewige Aufsteiger Friedhelm Funkel uns öffentlichkeitswirksam zur Verpflichtung beglückwünscht – oder auch Düsseldorf, wo Funkel und Kleine über viele Jahre zusammengearbeitet hatten, virtuell den Vogel zeigte, als man Thomas Kleine im Frühjahr entließ. Fünf Jahre lang war Thomas Kleine Co-Trainer bei einem Zweit- bzw. Erstligisten. Das macht schon was her.

Dazu bringt unser neuer Mann ein weiteres Qualitätsmerkmal mit, das ich schon bei Timo Rost sehr geschätzt hat – und das in meinen Augen auch immer ein Indiz dafür sein kann, dass jemand eine Mannschaft als Trainer führen kann. Sowohl Timo Rost als auch Thomas Kleine waren nämlich Kapitän einer Bundesliga-Mannschaft.[3]Timo in Cottbus, Kleine in Fürth

Stallgeruch

Ein furchtbar überstrapazierter Begriff, aber trotzdem ist was darn. Für mich bedeutet das, dass ein Trainer den Verein, das Umfeld, die Spieler kennt, vor allem aber auch die Identität des Klubs verkörpert. Auf unseren neuen Chef trifft der letzte Punkt mangels Altstädter Vergangenheit natürlich nicht zu, immerhin hatte er aber viele der Spieler schon unter seinen Fittichen.

Hier kommt der neue Co, Julian Kolbeck, ins Spiel. Es gibt wohl wenige Personen, die in den vergangenen Jahren so viele Spuren im Verein hinterlassen haben wie Kole, obwohl er gerade mal 26 Ligaspiele für uns gemacht hat.[4]Die übrigen Spiele in der Saison 2017/18 fehlte er wegen eines Mittelfußbruchs Er war der Kopf der Mannschaft, traf in entscheidenden Momenten (vor allem bewahrte er uns durch sein Tor im Relegationsrückspiel vor dem Abstieg in die Bayernliga) und hatte grundsätzlich eine enge Bindung zum Verein.[5]Er war übrigens auch einer der ersten, die sich vor zwei Jahren das Jubiläumstrikot bestellte

In der vergangenen Saison führt er Eintracht Bamberg sensationell fast zum Aufstieg in die Regionalliga und stelle da sein Können als Trainer schon unter Beweis. Es ist fast ein kleines Fußball-Märchen, dass er jetzt als Co-Trainer nach Bayreuth zurückkehrt – dorthin, wo er seine Spielerkarriere beendete, geht seine Profi-Karriere als Trainer los.

Dazu kommt mutmaßlich auch noch Torwarttrainer Udo Gans, der ebenfalls eine unheimlich enge Bindung zur Mannschaft hat und somit das perfekte Bindeglied der Ära Rost zur Ära Kleine sein könnte. Noch dazu kennen Kleine, Kolbeck und Gans sich aus gemeinsamen Fürther Tagen.

Perfekte Lösung!

Was man noch nicht beurteilen kann

Emotionalität

Man merkt beim ersten Satz, dass Thomas Kleine ein komplett anderer Typ als Timo Rost ist. Der Kurier betitelte ihn sogar als Gegenentwurf zu unserem Ex-Coach. Timos mitreißende Art, die er sicherlich auch seiner Emotionalität zu verdanken hat, war vom ersten Tag ein ganz wichtiger Faktor, um das Umfeld und auch die Mannschaft mitzureißen. Man hing eben schnell an seinen Lippen.[6]Das ist übrigens auch etwas, was bei seiner Vorstellung in Aue direkt von vielen Fans positiv erwähnt wurde Damit einher ging (zumindest bei Timo) aber natürlich auch der Umstand, dass er “kein Einfacher“ war/ist – was in vielen Momenten aber auch wichtig ist.[7]Keine halben Sachen und so. Mancher langjährige Vereinsmitarbeiter kam damit aber nicht so klar oder eckte mit Timo einmal zu oft an

Thomas Kleine macht auf den ersten Blick eher ruhigen, sehr bedachten Eindruck. Das muss nicht schlecht sein, ganz im Gegenteil. Und ich habe auch so die Hoffnung, dass auch er die Mannschaft mitreißen kann und wird. Nicht vergessen: Er war Kapitän einer Bundesliga-Mannschaft. Das wird man nicht, wenn man seinen Mund nicht aufbekommt!

Und mit Kole haben wir zudem einen im Trainerteam, der seine Emotionalität auch schon bei uns im Verein mehrmals gezeigt hat. Vielleicht ist gerade das die richtige Mischung!

Fachliche Qualität

Thomas Kleine hat seine Qualitäten als Mann in der vordersten Reihe bislang mangels entsprechender Rolle noch nicht unter Beweis stellen können. Er bringt Erfahrung aus dem professionellen (Trainer-)Bereich auf jeden Fall mit (siehe oben), Fußball-Lehrer ister auch. Als Cheftrainer war er bislang aber nur bei der Fürther U23 aktiv – ein Vergleich mit der 3. Liga ist das natürlich nicht.

Vielleicht ist das aber auch gar nicht so verkehrt. Denn ein Trainer, der schon viele Erfolge vorzuweisen hat, kann sich vielleicht schwerer in ein bestens funktionierendes System eingliedern. Und das haben wir bei uns ja.

Das gewisse Etwas

Am schwersten vorherzusehen: Macht es Klick zwischen dem Trainer und dem Verein, zwischen seinen Ansichten und den Spielern, zwischen seiner Persönlichkeit und den Fans, zwischen seinen Eigenarten und dem Umfeld? Am Ende ist das wohl das das Entscheidende, vor allem, wenn es einmal nicht so läuft wie erhofft.

Timo Rost hatte das gewisse Etwas, zumindest war das in unserem Verein so. Und wir dürfen gespannt sein, wie Thomas Kleine mit seiner Art ankommt.

Fazit

Thomas Kleine ist gewisser Weise ein Experiment. Er bringt Qualitäten mit, hat aber noch nie eine erste Mannschaft trainiert, schon gar nicht in der 3. Liga. Er kennt große Teile der Spieler, ist aber ein ganz anderer Typ als sein Vorgänger.

Aber wäre in unserer Situation nicht jeder Neue ein Experiment? Ein etablierter Coach mit reichlich Drittliga-Erfahrung und Sternen am Revers kann genauso krachend scheitern wie ein Neuling, kostet aber vermutlich mindestens das Doppelte – und die Erwartungshaltung wäre eine ganz andere, sowohl vom Trainer an das Umfeld als auch vom Umfeld an den Trainer.

Entscheidend wird sein, wie wir mit Phasen umgehen, die nicht so einfach sind für Mannschaft und Verein. Und die werden kommen.

Ich jedenfalls sehe uns sehr gut aufgestellt und freue mich seit der Vorstellung des Duos Kleine/Kolbeck nochmal ein Stück mehr auf die Saison. Ganz ehrlich: Nach der Nachricht, dass Timo Rost uns versetzt, war meine Euphorie schon etwas gedämpft. Jetzt ist sie wieder voll entfacht, spätestens seit Kolbeck da ist.

Schließlich sind wir mit Färddern immer ganz gut gefahren ?

Fußnoten

Fußnoten
1 Wer damit gemeint ist, dürfte klar sein. Ich jedenfalls bin froh, dass er es nicht geworden ist.
2 Timo Rost hat zumindest Tomislav Piplica als TW-Trainer mit nach Aue genommen. Das dortige Trainerteam komplettiert übrigens der Ex-Amberger Oliver Gorgiev. Naja, mal sehen …
3 Timo in Cottbus, Kleine in Fürth
4 Die übrigen Spiele in der Saison 2017/18 fehlte er wegen eines Mittelfußbruchs
5 Er war übrigens auch einer der ersten, die sich vor zwei Jahren das Jubiläumstrikot bestellte
6 Das ist übrigens auch etwas, was bei seiner Vorstellung in Aue direkt von vielen Fans positiv erwähnt wurde
7 Keine halben Sachen und so. Mancher langjährige Vereinsmitarbeiter kam damit aber nicht so klar oder eckte mit Timo einmal zu oft an