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13 Grafiken, die unsere Hinrunde vielleicht erklären

Die erste Halbserie in der Drittliga-Geschichte der Altstadt liegt hinter uns. Zeit, um zurück zu blicken auf die 19 Partien, die die Fußballstadt Bayreuth aus ihrem Dornröschenschlaf geholt haben – und auf die hoffentlich mehr als 19 weitere Spiele in der 3. Liga folgen werden. Die Chancen auf den Ligaverbleib könnten besser stehen, aber die Mission Klassenerhalt ist auch alles andere als aussichtslos. Das und noch mehr sollen die folgenden zeigen, die ich in den vergangenen Tagen aus einer spontanen Laune heraus erstellt habe.

Tore, Gegentore und Punkte

Insgesamt 48 Tore sind in den 19 Partien mit Altstädter Beteiligung gefallen. 14 haben wir selbst erzielt, 34 kassiert.

Unsere Offensiv-Ausbeute ist alles andere als berauschend, doch immerhin ist es uns gegen Dortmund erstmals gelungen, mehr als ein Tor in einer Partie zu erzielen. Das macht Hoffnung. Trotzdem stellen wir zum Abschluss der Hinrunde die schwächste Offensive (Dortmund als nächstes Team erzielte 15 Tore).

Die Defensive ist weniger unser Problem, auch wenn wir nur zwei Tore weniger kassiert haben als Oldenburg (Ligaschlusslicht mit 36 Gegentoren). In elf der 19 Spiele kassierten wir höchstens ein Gegentor, dreimal hielt Sebastian Kolbe sogar die Null.

Sieht man sich die Verteilung der Gegentore an, so sticht heraus: Sowohl in der Mitte der ersten als auch in der Mitte der zweiten Halbzeit tun wir uns bislang richtig schwer. Zusammen haben wir in diesen beiden Spielphasen satte 14 Gegentore kassiert und waren selbst nur einmal erfolgreich (beim 1:3 gegen Verl). Woran das liegt? Keine Ahnung. Aber wir sollten das ändern.

Besonders gerne treffen wir kurz vor und kurz nach der Pause (jeweils viermal), gerade gegen Ende der ersten Hälfte haben wir aber auch schon einige Partien aus der Hand gegeben: Gegen Saarbrücken sowie in Halle und Aue lagen wir in der Halbzeit mehr oder weniger aussichtslos zurück, weil wir vor der Pause unkonzentriert waren.

Nachdem wir nur in zwei der ersten acht Spiele punkten konnten, ist uns das seitdem in sechs der elf Spiele gelungen.

Nur einmal konnten wir nach einem Sieg einen Punkt nachlegen, obwohl wir danach nie gegen Top-Teams ranmussten – auch deshalb konnten wir bislang keine Serie starten wie etwa Oldenburg, die zwischenzeitlich 14 Punkte aus sechs Partien holten. Drei Partien ohne Niederlage waren das höchste der Gefühle, dafür setzte es aber auch keine echte Niederlagenserie. Aber: Wir brauchen mehr Punkte, das ist klar.

In sieben Partien sind wir in Führung gegangen. Zweimal sind wir dann leer ausgegangen, und zwar jeweils unglücklich: In Mannheim durch ein Gegentor kurz vor Schluss, in Köln durch einen Doppelschlag in Unterzahl, auf den zehn Altstädter fast noch den erneuten Ausgleich folgen ließen.

Demgegenüber stehen zwölf Spiele, in denen wir mit 0:1 zurücklagen. Zweimal holten wir noch einen Punkt – und gegen Dortmund konnten wir endlich mal ein Spiel drehen. Wichtig!

Ach ja: Torlose Begegnungen gab es dementsprechend bislang nicht.

Abstiegskampf

Es kristallisiert sich ein Sechskampf um den Klassenerhalt heraus. Aue, das mit zwei Siegen aus der Winterpause kam (und schon davor einen Sieg landen konnte), wird sich womöglich bald aus dem Abstiegskampf verabschieden.

Von den anderen Teams haben wir mit die beste Form, zumindest wenn man auf die letzten zehn Spiele blickt: Dortmund (fünf Niederlagen in Folge), Oldenburg (zwischenzeitlich sechs Niederlagen in Folge, in Zwickau sehr glücklich gewonnen), Zwickau (nur ein Sieg aus den letzten zehn Spielen) und natürlich Meppen, das seit 15 (!) Spielen auf einen Dreier wartet, haben weitaus schlechtere Wochen hinter sich als wir, die immerhin dreimal gewinnen konnten und sich auch stetig zu steigern schienen.

Einzig Halle passt nicht so recht in dieses Sextett, immerhin haben sie mit 26:29 Toren das mit großem Abstand beste Torverhältnis aller Teams aus dem Tabellenkeller (sonst alle zweistellig negativ) und sie zeigten auch beim jüngsten 2:3 gegen Wiesbaden, dass immer mit ihnen zu rechnen ist – sie in dieser Saison aber auch ordentlich vom Pech verfolgt sind. Soll mir recht sein, wenn die die Kurve kriegen und gleichzeitig die anderen vier weiter verzweifeln.

Dass in dieser Saison weniger Punkte als sonst reichen könnten, war schon länger absehbar. Aktuell kommt würde man mit einem Schnitt von 0,95 Punkten die Liga halten, was auf die Saison gerechnet etwa 36 Zählern entspräche. Uns würden also knapp 20 Punkte fehlen. Um absolut auf Nummer sicher zu gehen, bräuchten wir 45 Punkte – so viele hatte Eintracht Braunschweig 2017/18 am Ende, um aufgrund des besseren Torverhältnisses die Liga zu halten.[1]Randnotiz: Nach der Hinrunde hatte Braunschweig nur 13 Punkte auf dem Konto, in der Rückrunde haben sie also starke 32 Punkte geholt.

Elfmeter

Das leidige Thema. Ganze acht Elfmeter hätten wir zugesprochen bekommen müssen, zumindest wenn es nach Babak Rafati geht. Zur Wahrheit gehört da natürlich auch, dass die Hälfte dieser Fehlentscheidungen aus Spielen stammt, die wir ohnehin gewonnen haben – ein 2:0 gegen Meppen oder Sechzig hätte der Moral zu dem Zeitpunkt aber auch sehr, sehr gut getan.

Die knappen Niederlagen gegen Ingolstadt, Freiburg und Elversberg – allesamt Top-Teams – hätte es aber vielleicht nicht gegeben, genauso hätten wir das wichtige Spiel in Oldenburg wohl gewonnen, wäre uns der Elfmeter beim Stand von 1:1 wenige Minuten vor Abpfiff zugesprochen worden. Vier bis fünf Punkte fehlen uns also, damit stünden wir in der Tabelle vor Aue. Just sayin‘.

Noch trauriger macht diese Statistik, dass wir tatsächlich das einzige (wirklich: das allereinzigste!) Team in der 3. Liga sind, das noch ÜBERHAUPT KEINEN Elfmeter zugesprochen bekommen hat. In Kombination mit der schon für sich absurden Rafati-Statistik ist das nichts weniger als skandalös. Genauso sind wir das einzige Team in der Liga, das noch von keiner einzigen Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns profitiert hat.

Die sind sicherlich nicht der einzige Grund, weshalb wir unten drin stecken.

Wobei …

Stellen wir uns mal vor, wir hätten zum Auftakt in Ingolstadt beim Zweitliga-Absteiger unentschieden gespielt. Oder das Spiel gegen Freiburg gewonnen, was alles andere als überraschend gewesen wäre bei diesem Spielverlauf. Oder das Sechs-Punkte-Spiel in Oldenburg gewonnen. Oder gegen Meppen endlich mal das vermaledeite zweite Tor geschossen (nicht auszumalen, wir hätten da noch den Ausgleich kassiert …) und dann mit einem ganz anderen Selbstvertrauen gegen Verl gespielt.

Doch, diese Fehlentscheidungen haben unsere Hinrunde schon massiv negativ beeinflusst. Da hat der DFB einiges gutzumachen.

Zuschauerzahlen

Zu den Zuschauerzahlen wird es vier Grafiken geben. Denn vor allem wenn man die zurückliegenden Monate in Relation mit den tristen Jahren zuvor setzt, ist das einfach nur Wahnsinn. Nein, wir sind nicht die Fußball-Hochburg der 3. Liga. Aber wir haben nach der Hinrunde einen Schnitt von knapp 5.000 und liegen damit vor Tabellenführer Elversberg, vor Zwickau, vor Ingolstadt (!)[2]Nein, Ingolstadt ist keine Fußballstadt. Aber die haben vor nicht allzu langer Zeit Bundesliga gespielt., vor Wiesbaden, vor Köln.

Die Saison startete schon surreal mit knapp 15.000 Zuschauern gegen den HSV, worauf das am schwächsten besuchte Spiel gegen Freiburg II folgte. Seitdem jagte ein Highlight das nächste – und dass wir gegen Verl knapp 3.700 Zuschauer haben und gegen Elversberg fast 4.000 (ja, Flutlichtpremiere) hätten wir vor Jahren auch niemals erwartet. Da wächst was!

Dieselben Zahlen nochmal kumuliert.

Was gerade bei uns abgeht, wird besonders deutlich, wenn man die laufende Spielzeit mal mit den letzten Jahren seit dem Regionalliga-Abstieg 2006 vergleicht. Da gab es eine „Highlight-Saison“, nämlich 2017/18, in dem wir einige große Heimspiele hatten und am Ende fast abgestiegen wären.[3]Vier der fünf aufgeführten Partien haben wir übrigens verloren. Torverhältnis in diesen Spielen: 2:14 Tore. Von 2007 bis 2013 gab es kein einziges Spiel mit mehr als 2.000 Zuschauern, und auch in der Regionalliga waren es meist die Bayern-Amateure, die zogen.

Und dieses Jahr: haben wir in allen zehn Pflichtspielen die magische 2.000er-Grenze überschritten. Und werden es vielleicht in allen weiteren Spielen auch tun. Egal, was kommt: genießen!

Und noch eine Statistik, die hilft, die laufende Saison einzuordnen. Nach neun Spielen hatten wir insgesamt 44.091 Zuschauer. Damit haben wir mehr Zuschauer als in der gesamten Regionalliga-Saison 2005/06, die ihrerseits schon eine Highlight-Saison nach jahrelanger Tristesse war, und genauso viele Zuschauer wie in der gesamten Zweitliga-Saison 1989/90.

Ist das nicht verrückt? Das HSV-Spiel ist in dieser Statistik übrigens gar nicht berücksichtigt. Und trotzdem hatten wir nach der Hinrunde mehr Zuschauer als in allen Spielzeiten der letzten 32 Jahre

Ach ja, zwischen 2005/06 und 2022/23 liegt noch die traurige Bayernliga-Saison 2012/13, die als die Saison mit den wenigsten Zuschauern in der SpVgg-Geschichte einging. Im Schnitt 398 Menschen kamen gegen Kleinrinderfeld, Hollfeld und Co. – das ist gerade mal zehn Jahre her.

Und jeder, der damals dabei war, darf sich echt was auf sich einbilden. Vermutlich kenne ich jeden einzelnen persönlich.

Vielen Dank an Motorhorst für die Zusammenstellung der Zuschauerdaten!

Stimmungsbarometer

Kommen wir zur wahrscheinlich unwichtigsten, weil eigentlich völlig irrelevanten Statistik. Ich habe im Spieltagebuch nach jedem Spiel meine Stimmungslage erfasst und kann jetzt sagen, wann ich mich wie gefühlt habe. Mein Tiefpunkt war das Spiel in Halle, das rückblickend vermutlich gar nicht mal soo viel schlechter als das Aue-Spiel war – trotzdem war meine Hoffnung auf den Klassenerhalt nach jenem 0:3 auf ein Minimum geschrumpft. Deswegen hielt sich mein Jubel über das 1:0 gegen Sechzig eine Woche später auch in Grenzen.

Danach ging’s aber wieder aufwärts, und seit dem 3:1 gegen Dortmund ist wieder alles offen – zumindest für mich. Ja, Aue war ein Dämpfer. Aber sollten wir gegen Ingolstadt eine Überraschung schaffen, dann wäre mein Barometer zum ersten Mal seit Osnabrück wieder im positiven Bereich.

Und damit sind wir nach vielen Grafiken und viel zu viel Text endlich wieder im Hier und Jetzt angelangt. Am Samstag geht’s los mit der Rückrunde!

Auf geht’s, Oldschdod!

Fußnoten

Fußnoten
1 Randnotiz: Nach der Hinrunde hatte Braunschweig nur 13 Punkte auf dem Konto, in der Rückrunde haben sie also starke 32 Punkte geholt.
2 Nein, Ingolstadt ist keine Fußballstadt. Aber die haben vor nicht allzu langer Zeit Bundesliga gespielt.
3 Vier der fünf aufgeführten Partien haben wir übrigens verloren. Torverhältnis in diesen Spielen: 2:14 Tore.

4 Antworten auf „13 Grafiken, die unsere Hinrunde vielleicht erklären“

Ne Statistik über die Heim- vs. die Auswärtsbilanz wär noch ganz interessant gewesen 🙂

… genauso viele Zuschauer nach nur 9 Heimspielen, wie in einer ganzen 2.Bundesliga Saison 1989/90 nach 19. Heimspielen – das macht die Entwicklung mehr als deutlich !!!

… und zu diesen Zuschauerzahlen kommen noch die Zuschauer auf Magenta Sport und den Dritten Programmen, die sich für die Oldschdod interessieren – alleine das ist schon eine MEGA-ENTWICKLUNG

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